Der Traum vom Glück auf der Brücke zu Alzsing


Der Traum vom Glück auf der Brücke zu Alzsing


Ein Bewohner des in der Baronie Hochhainen gelegenen Dorfes Alt-Winzingen, hatte einst drei Nächte hintereinander den gleichen Traum; eine Stimme rief ihm zu:

Zu Alzsing auf der Brück'
Da blüht dir dein Glück.

Als der Mann den Traum seinen Verwandten erzählte, drangen diese so lange in ihn, bis er sich nach Alzsing aufmachte, um das Glück zu suchen. Dort begab er sich sofort auf die alte Brücke über die Gorn, an der die Burg des Grafen von Ufernberg stand, und ging hier auf und ab, das Glück erwartend, das sich aber nicht einstellen wollte. Eben gedachte er - denn es war schon gegen Abend - voll Ärger über die unnötigen Ausgaben und die beschwerliche Reise wegzugehen, als ein Landsknecht, der auf der Brücke Schildwache stand, auf das sonderbare Gebaren des unruhig hin- und hergehenden Bauern aufmerksam wurde, ihn anredete und fragte, was er eigentlich hier suche.
"Ach", erwiderte der Bauer, "da träumte mir dreimal hintereinander:

Zu Alzsing auf der Brück"
Da blüht dir dein Glück.

Und nun laufe ich schon den ganzen Tag hier auf und ab, aber vom Glück habe ich noch nichts gesehen." Da lachte der Soldat und sagte: "Auf Träume darf man überhaupt nichts geben; da träumte ich immer: In Winzingen steht in einer alten, zerfallenen Zisterne ein Kessel mit Gold. Aber soviel ich auch gefragt habe, kein Mensch kann mir erklären, wo Winzingen liegt, das gibt's ja gar nicht."

"Ah", dachte der Bauer, "bläst der Wind daher! Jetzt weiß ich genug." Er verabschiedete sich schnell und machte sich auf den weiten Heimweg. Zu Hause fand er den Schatz richtig an der bezeichneten Stelle, hob ihn und erbaute weitab von seinem Dorf, nahe Kammershausen, drei schöne Häuser und gründete so Neu-Winzingen, das unter dem Namen Winzingen heute noch besteht, während Alt-Winzingen verfiel und bald völlig verschwunden war. Im Volk will man noch die Stelle genau wissen, wo der Weiler einstens gestanden war.